Der MEDEVAC 9-LINER REQUEST ist ein militärischer Begriff, ein Formular zur Notfallmeldung, um die Alarmierung und das Heranführen von Sanitäts- oder Einsatzkräften auch in stressiger und manchmal hektischer Situation geordnet herbeizuführen. Er hilft dabei, dass benötigte Informationen klar und standardisiert kommuniziert werden, sowie Hilfe dort hin kommt, wo sie auch tatsächlich benötigt wird.

Die 5 W‘s sind im militärischen Einsatz kaum zu gebrauchen daher sind im Einsatz zwei Schemata parallel in Gebrauch:

Das METHANE-Schema: (werden wir in einem weiterem Blogbeitrag näher erläutern!)

M = military details
E = exact location
T = time & type of incident
H = hazards in the area
A = approach routes
N = number of casualties
E = expected response

sowie der MEDEVAC 9-LINER REQUEST, dessen Ursprung vermutlich bis hin zum Vietnamkonflikt reicht und der als fixer Ausbildungsbestandteil für Unteroffiziere in der US-Armee aller Truppen (Warrior Leader Skills) zählt.

Der MEDEVAC 9-Liner ist durchaus auch außerhalb des Militärdienstes ein absoluter Mehrwert. Das Auseinandersetzten damit - unerlässlich für First Responder, Executive oder Mitarbeiter im Sicherheitsbereich.

Zur größten Herausforderung zählt die GRID Bestimmung - die genau Standortbestimmung

Tatsächlich MUSS diese Fähigkeit jeder Soldat, First Responser, Exekutiv oder Sicherheitsmitarbeiter blind erfüllen können. Aus eigener Erfahrung, behaupte ich, dass es sich hierbei um eine reine Übungssache handelt. Einmal verstanden sollte es für immer gespeichert bleiben. Weiterführende Informationen dazu werden wir demnächst in einen eigenem Blogbeitrag behandeln.

Kommunikation im multinationalen Einsatz wird nicht ausschließlich, aber häufig in englischer Sprache durchgeführt, daher kann es für viele Soldaten eine zusätzliche Herausforderung darstellen. Das Absetzen einer entsprechenden Notfallmeldung, auch in englischer Sprache, setzt daher Ausbildung und vor allem Praxisübungen innerhalb der Truppe wie beispielsweise bei der Einsatzvorbereitung voraus.
Zudem sollte sichergestellt sein, dass sich englischsprechendes Personal an der Übergabestelle sich befindet.

Bei Absetzen der Notfallmeldung sollte diese vorab schriftlich fixiert werden und nach dem bewährten Rezept »denken - drücken - sprechen« via Funk, Telefon oder weitere im Einsatz gebräuchliche Führungsmittel (z.B. Roshan) übermittelt werden.

Die MEDEVAC-Notfallmeldung richtet sich je nach Verfügbarkeit für bodengebundene sowie für Luftrettungs-Mittel.

Selbstschutz vor Fremdschutz

In Kriegs- oder Krisengebieten muss stets die latente Gefahr von Minenfeldern berücksichtigt werden. Diese sind zwar häufig in militärischen Karten verzeichnet, jedoch bietet dies keine absolute Sicherheit. Bei einem Notfall, wie beispielsweise einem verunglückten Transportfahrzeug in der Nähe eines „bekannten Minenfeldes“, sollte die Lage äußerst vorsichtig erkundet werden, um nur die notwendigsten Informationen weiterzugeben. In solchen Fällen werden keine unmittelbaren Erste-Hilfe-Maßnahmen ergriffen, sondern auf Verstärkung mit entsprechender Ausrüstung und weitere Befehle gewartet.

.

 Inhalte des MEDEVAC 9-LINER REQUEST:

  1.  Location (UTM/IVO) /in der Nähe von...GRID-Bestimmung)
  2. Callsign, Frequency and/or telephone /erreichbar unter...
  3. Number of patients-preccedence /Anzahl der Patienten mit Triage-Einstufung
  4.  Special Equipment required? / Spezialausrüstung erforderlich?
  5. Number of patients and type / Anzahl liegender und gehfähiger Patienten
  6. Security at Pick up zone / Sicherheitslage am Notfallort
  7. Placemarking methode / Kennzeichnung des Notfallortes
  8. Number of nationality / Nationalitäten
  9. Pick up zone terrain-Obstacles /Beschaffenheit des Notfallortes - Hindernisse

Richtiges Absetzen des MEDEVAC 9-LINER REQUEST:

Es gibt unterschiedliche Versionen zum Absetzen der Notfallmeldung. Grundsätzlich gilt es, Informationen so schnell wie möglich weiter zu transportieren. Ich möchte Dir zwei Varianten als Beispiel anführen. Abhängig nach Mission und Einsatzkontigent erkundige Dich vorab, welche im Einsatzraum verlangt wird. Versuche die Notfallmeldung gut verständlich und auch mit Sprechpausen (_) abzusetzen. Die ersten 5 Zeilen (Line1-5) sollten innerhalb von 25 Sekunden abgesetzt werden, da diese die wichtigsten Notfallinformationen enthalten. Zeile 6-9 kann auch erst übermittelt werden, wenn die Rettungskräfte bereits unterwegs sind, um den Funkverkehr nicht zu lange zu unterbrechen.
Meist jedoch wird der Medevac 9-Liner vollständig ohne Unterbrechung abgesetzt.

Merke:
NIL= Nothing In Line
_ = Sprechpause

Variante I - Verkürzte Version:

 Meldung: z.B.:
»AB 00 this is AB 20 Medevac Request follow, over.«
»
Roger. Send your request, over.«

Line 1: East_133 45___North_605 65 medevac
Line 2: AB 20 Radio .... .Phone Number .....
Line 3: B1__ C1
Line 4: C1__ D1
Line 5: L1__ A1
Line 6: N
Line 7: C
Line 8: A
Line 9: NIL (Nothing In Line)

Variante II - Volle Version:

Meldung: z.B.:
»AB 00 this is AB 20 Medevac follow, over«
»
Roger. Send your request, over.«

Line 1: East 133 45  North 605 65
Line 2: AB 20 Radio .... .Phone Number .....
Line 3: A NIL, B1, C1, D NIL, E NIL
Line 4: A NIL, B NIL, C1, D1, E NIL, F NIL
Line 5: L1   A1
Line 6: N, P NIL, E NIL, X NIL
Line 7: A NIL, B NIL, C1, D NIL, E NIL,
Line 8: A2, B NIL, C NIL, D NIL, E NIL
Line 9: NIL

Der sogenannte MIST-REPORT ist ein sehr einfaches verbales Berichtsformat, welches medizinische Details enthält und somit den MEDEVAC 9-LINER REQUEST zusätzlich mit wertvollen Informationen ergänzt.

M = Mechanism Kurzbeschreibung  z.B. Schussverletztung, Explosion, Einsturz von Gebäude, Feuer..
 I  = Injuries genauere Bezeichnung des Verletzungsmuster etc.
S = Sign/Symptoms z.B. massive Blutung, Atembeschwerden, Stiridor, kein radialer Puls etc.
T = Treatment Welche notfallmedizinischen Maßnahmen wurden bereits getroffen?

 Fallbeispiel MIST-REPORT:
»Person männlich, erwachsen, mit einer Schusswunde am rechten Oberschenkel, mit einer massiven Blutung, Tourniquet angelegt und Blutung gestopt, Bewusstseinseingetrübt und kein radialer Puls fühlbar- Carotispuls bei 130.« 

Auch wenn Du eventuell als Privatperson mit dem Formular nicht viel anfangen kannst, sollte es dennoch wieder ein Gedankenanstoß sein, vielleicht bei Deiner nächsten Wanderung oder bei Deinem nächsten Abenteuer Dir darüber Gedanken zu machen über: Standortbestimmung & Hilfe richtig anzufordern!

Die Methodik des MEDEVAC 9-LINER REQUEST stellt sicher, dass die Verwundeten die richtige medizinische Versorgung rasch erhalten und so möglicherweise Leben rettet.

Formular zum kostenlosen download: MEDEVAC 9-Liner Request

Nice to know:

Minenkarten für ehemalige Kriegsgebiete: Bezugsquellen und Hinweise 

Minenkarten für ehemalige Kriegsgebiete sind oft schwer zugänglich und hängen von mehreren Faktoren ab, wie der Region, den beteiligten Konfliktparteien und dem aktuellen Sicherheitsstatus. Hier sind einige Möglichkeiten, wo man solche Karten erhalten kann:

  1. Lokale Behörden und Regierungsstellen: In einigen Ländern verwalten nationale oder regionale Regierungen Informationen über Minenfelder. Ministerien für Verteidigung oder für Katastrophenschutz können offizielle Karten bereitstellen.

  2. Internationale Organisationen: Organisationen wie das International Committee of the Red Cross (ICRC), die United Nations Mine Action Service (UNMAS) oder HALO Trust sind oft in ehemaligen Kriegsgebieten aktiv und haben Informationen über die Minenfelder.

  3. Nichtregierungsorganisationen (NGOs): Viele NGOs, die sich mit Minenräumung und humanitärer Hilfe befassen, führen eigene Erhebungen durch und können Informationen bereitstellen. Dazu zählen Organisationen wie MAG (Mines Advisory Group) und Geneva International Centre for Humanitarian Demining (GICHD).

  4. Militärarchive: Militärische Archive der Länder, die an den Konflikten beteiligt waren, können auch Informationen über die Platzierung von Minenfeldern enthalten. Der Zugang zu diesen Informationen ist oft eingeschränkt und erfordert entsprechende Genehmigungen.

  5. UN- oder NATO-Datenbanken: In einigen Fällen können Minenkarten über spezielle Datenbanken zugänglich sein, die von internationalen Sicherheitsorganisationen verwaltet werden.

  6. Lokale Kontakte und Experten: In ehemaligen Kriegsgebieten gibt es oft lokale Expert*innen oder Sicherheitsdienste, die über detaillierte Informationen zu Minengefahren verfügen. Vor Ort tätige Hilfsorganisationen und Sicherheitsberater können wertvolle Hinweise geben.

Merke:
Wichtig ist, dass der Zugang zu Minenkarten nicht immer öffentlich ist und in vielen Fällen nur autorisierten Personen zur Verfügung steht, um Missbrauch oder unvorsichtigen Umgang zu verhindern. Vor Reisen in betroffene Gebiete ist es daher ratsam, sich bei den oben genannten Stellen zu informieren.

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